Eine Kirche von innen gesehen, habe ich schon lange nicht mehr. Und falls es dann doch der Fall war, waren es Beerdigungen oder Hochzeiten. Durch ein geschicktes Manöver des weiblichen Geschlechts, hatte ich dieses Jahr dennoch das Vergnügen eine katholische Weihnachtsmesse in Zürich zu erleben.

Bild: Reve claustral (Clovis Trouille)
Um es vorwegzunehmen, ich glaube. Aber ich glaube nicht an das, was geschrieben ist. Ich glaube nicht an die Personifizierungen aus der Bibel und auch nicht an die dazugehörigen Institutionen herum. Ich habe mir mein eigenen Glaube „entwickelt“. Ich glaube, dass es jemanden oder etwas da oben gibt, welcher bzw. welches uns manchmal hilft Entscheidungen zu treffen oder einfach nur bei uns ist. „Es“ leitet uns jedoch nicht dauern und „es“ hilft uns auch nicht dauernd. Dafür bin ich ganz alleine verantwortlich.
Da waren wir also. Fast eine Stunde zu früh, es könnte ja sonst keinen Platz mehr haben. Der Vorteil daran war, dass ich in aller Ruhe die eintreffenden Menschen beobachten konnte. Ein ganz gemischtes Volk, viele Familien mit Anhang (… ob die Teenies alle freiwillig mitgekommen sind, darf angezweifelt werden) und viele ältere Menschen. Aufgefallen ist mir vor allem die rote Lady (… schon fast wie im Film „Matrix“). Ohne Begleitung, um die 40ig, hoch gesteckte schwarze lange Haare, hohe schwarze Stiefel, schwarzes darunter und eine knallrote Jacke, dazu passende eine rote Handtasche. Mit ihr fingen dann auch meine Fantasien an ;)
Pünktlich um 23 Uhr ging die Show los. Meine letzte Weihnachtsmesse war schon lange her, geändert hat sich aber nichts. Zuerst hat sich der Chor platziert, danach folgte der Einzug vom Pfarrer und seinen Ministranten und Ministrantinnen. Natürlich alle brav im weissen Gewand und dem Kreuz um den Hals. Das mit dem Chor war mir noch so recht, so mussten die Besucher nicht so viel Singen, dass kommt meistens nicht so gut ;)
Ich habe meine Blicke durch den Chor schweifen lassen. Viele kurzhaarige Frauen im Alter um die 40-50 Jahre. Auch hier wieder ein gemischtes Volk. Die Männer im selben Alter. Nur ein paar wenige darunter waren hübsch, die meisten 08/15. Darunter befanden sich auch ein paar typisch ganz „brave Frauen“. Waren die wirklich alle so brav, waren die wirklich alle auch in dieser Rolle zu Hause? Ich denke nicht.
In Gedanken habe ich mir aus den verschiedenen Frauen und Männer, Paare gebildet. Ein Beispiel. Die kurzhaarige mit einem dickeren Mann. Was hatte sie für ein Rolle zu Hause? War sie der devote oder der dominante Part in der Beziehung? Wie trieben Sie es zu Hause? Wie passt die rote Lady noch dazu? Ich hatte die Szene vor meinem Auge. Es war Abends, die brave kurzhaarige Dame war alleine im Chorzimmer und probte ihren Part, der dickere Mann kommt dazu. Sie kennen sich. Auch privat. Sie schaut ihn an, sagt bestimmt: „Setz Dich, sofort!“, sie geht langsam zu ihrem Geigenkoffer und holte eine kleine Gerte heraus. Er schaute ihr zu. Wartete gespannt was folgt. Sie geht auf ihn zu, sagt in einem scharfen Ton: „Zieh Dein Jackett aus, leg Dich auf den Stuhl!“. Er gehorcht ohne Widerrede. Legt sich mit dem Bauch auf den Stuhl und wartet… Sie geht um ihn herum, tätschelt mit der Gerte über seinen Rücken, er stöhnt ganz leise. Zack! Eine Sekunde später holt sie aus und knallt ihm die Gerte voll auf seinen Arsch. Er stöhnt lauf auf. Sie wiederholt das Spiel noch ein paar Mal.
Hmm. Nun erzählt der Pfarrer gerade von seinem Weihnachtsgruss an seine Mitarbeitende. Das Wort „Kosmos“ holt mich zurück in die Realität. Er erzählt von einer Frau auf dem Bild, welche grosse Füsse habe (… damit sie besser geerdet sei) und das sie grosse Augen habe (… warum weiss ich nicht mehr). Gedankenblitz. Mein lieber Pfarrer, sie verwechseln da etwas. Das war das Märchen mit dem Rotkäppchen und dem Wolf und hat keine biblische Bedeutung – oder basiert das Märchen vielleicht sogar aus Elementen der Bibel?!
Anyway. Zu dem Märchen würde die rote Lady jedoch sehr gut passen. Meine Fantasie war wieder angeregt und ich ging weiter auf Gedankenreise und zwischendurch lauschte ich noch dem Chor. Und so ging die Stunde schnell vorbei… Ach ja, warum gibt es eigentlich immer dieses „Kartonbrot“ und diesen Hauswein? Ich hätte gerne einmal ein paar feine Nüsschen und ein feines Bier dazu (… das könnte man ja vorher segnen)! Dann würde ich in der Zukunft vielleicht sogar ein paar Mal mehr in die Kirche gehen!
In diesem Sinne wünsche ich Euch weiter frohe Festtage und bald einen guten Rutsch in das neue Jahr!
Ich war auch schon lange nicht mehr in einer Kirche, ich mag Kirchen auch nicht so, weil ich schlechte Erinnerungen damit verbinde. Aber wenn ich mal wieder gehen “muss“ werde ich ganz sicher an deinem Blogeintrag denken. *g*
Elisabeth hat völlig recht :-)
@Elisabeth & Miss Unbekannt: Gut, dann hatte mein Besuch sogar einen Sinn. Fantasien anregen… kommt vielleicht aber nicht so gut bei einer Beerdigungen ;/
ob katholisch, evangelisch, orthodox, moslem oder what ever. für mich ist glaube mit hoffnung gleichzusetzen. ein thema, das ich schon einige nächte durchdiskutiert habe….
aber grinsen musste ich zweifelsohne!
dir auch einen guten rutsch und ein erfolgreiches, neues jahr!